Corona is watching you

Corona und ich. The Virus is watching you.

Corona ist nicht nur das beherrschende Thema des Jahres 2020. Es ist unter mitten unter uns. Und seit Anfang November auch in mir. Es ist zunächst noch unbemerkt eingezogen, mit milden untypischen Symptomen, Ende November wurde ich positiv getestet, da hat sich das Virus mit Namen vorgestellt. Seitdem lässt es mich noch nicht los und die Gesellschaft auch nicht.
Ich finde, zurecht.

 

Verzicht üben

Jetzt ist seit Mitte Dezember in Deutschland wieder ein Lockdown. Es ist gut, dass jetzt endlich eine – mehr oder weniger – einheitliche Entscheidung getroffen wurde. Das ist das, was wir jetzt wirklich brauchen:  Ein noch deutlicheres Gebot, mit dem Arsch zuhause zu bleiben und uns in Verzicht zu üben. Und zwar klar vor Weihnachten. Ist das denn jetzt wirklich so schwer?
Auf kulturelle Zusammenkünfte verzichten wir ja ohnehin schon eine ganze Weile, ja, das ist schmerzlich für die Kulturschaffenden und Kulturgenießenden, auch für das hochverehrte Publikum. Doch es ist ja nicht für immer vorbei! Ich freue mich jetzt schon auf die Konzerte, die da wieder kommen werden. Richtig doll. Das zu vermissen, halte ich für etwas sehr Gutes. Vermissen überhaupt.

 
 
 
 

Jetzt müssen wir aufs Shoppen bald ganz verzichten (machte doch eh keinen rechten Spaß mehr, mit den Masken) und uns noch bewusster treffen mit unseren Mitmenschen. Also, ich mach das ohnehin schon die ganze Zeit – das haben wir doch jetzt schon über Monate geübt! Jetzt, in der dunkelsten Zeit des Jahres müsste es doch noch leichter fallen als im Frühling, wo uns alles raus drängte.

Und das ganze Weihnachts-Drama? Wer sieht wen in welcher Kombination, wer darf noch? Wie viele Jahre haben wir uns schon gewünscht, es müsste zu Weihnachten mal ganz anders laufen oder es mal ausfallen zu lassen – jetzt ist der Moment gekommen!
Wer wird wohl die Gelegenheit nutzen…?

 

Krise light?

Ich bin es so leid, die Klagen in allen Variationen zu hören, aber es gehört wohl dazu. Wir sind es einfach gewohnt, zu klagen (einer der markantesten Eigenschaften der Deutschen) 🙄 , wir sind Jammerexperten auf höchstem Niveau. Wir haben uns an einen beträchtlichen Wohlstand gewöhnt, daran, dass immer fast alles zu fast jeder Zeit zu bekommen ist. Wohlgemerkt, für uns in den westlichen Industriestaaten, hier in Deutschland.
Für weite Teile im Rest der Welt geht es tagtäglich um die nackte Existenz. Jetzt haben wir Verwöhnten dieser Welt auch mal richtige Probleme. Irgendwie finde ich das fair vom Virus, es geht ganz ohne Diskriminierung auf alle, die es weiterverbreiten und weit reisen können, die profitieren vom System.
Leider erwischt es am Ende natürlich die ohne eine gescheite Krankenversicherung (wie in den USA) besonders hart. Das ist hier wenigstens nicht der Fall, wir kratzen jetzt zwar an den Kapazitäten, aber schaffen es immer noch, mit Schrecken nur auf einen drohenden Kollaps zu verweisen.
 

Aber jammern über dieses und jenes, auf was wir verzichten müssen? Das klappt immer!

Das davor war nicht nur ein Lockdown light, sondern auch eine Krise light. Doch ist nicht jede Krise eine Chance? Muss die Krise noch schärfer zutage treten, bis wir die Chance wirklich ergreifen?

 

Shut down

Corona zwingt uns zur Ruhe. Radikal. Mich auch und zwar weiterhin, ganz konsequent, entgegen meinen vielen Impulsen, wieder voll Aktion zu machen, aufzuholen, meine Arbeit gut und besser zu machen, mich aufzustellen etc. etc. – nö, is nicht, sagt der Virus in mir oder die Reste, mit denen mein Immunsystem weiterhin kämpft! Geduld, noch mehr – halt! Und jetzt noch mehr!
Es ist sehr aufmerksam gegenüber meinen Aktionen und zwingt mich, auf das Wesentliche zu achten: Auf die Gesundheit und das Wunder der Gesundheit.
Des Lebens an sich.
 
Es gilt, Stress zu vermeiden, auf jede Art! Es gibt so viele Arten, das darf ich jetzt gerade noch mal genau wahrnehmen. Dazu gehört auch der permanente Selbstoptimierungsstress…😓

Ich bin zwar nicht mehr ansteckend, aber immer noch nicht gesund, der Verlauf ist unberechenbar, das ist das, was ich von vielen anderen Betroffenen immer wieder höre. Und das kann noch länger so gehen. Aber wer weiß, für was das gut ist, noch lange auf sich aufzupassen und ganz bewusst seine Energien hauszuhalten?

Corona könnte uns alle noch eine ganze Weile begleiten. Uns in Schach halten.

Wir sind gar nicht so isoliert voneinander, das Virus hüpft so schnell über, wenn wir uns nahe sind – da könnte uns noch sehr viel klarer machen, wie nah oder distanziert wir voneinander sind. Wie viele verstehen auch jetzt nicht die Abstandsregeln? Das Gefühl für Zentimeter – es ist kein Wunder, dass wir immer noch mit hohen Infektionszahlen kämpfen. Es gibt so viel Unverständnis, noch dazu viel zu viele Leugner, immer noch. Zu wenig Bewusstsein darüber, dass wir am Ende alle gleich sind.
Human race.

 

Corina, die Rächerin der Erde

Ich sehe Corona schon lange nicht als einen Fluch, sondern als Konsequenz unseres Handelns. Wir Menschen sind so gnadenlos immer tiefer in alle Bereiche unseres Planeten eingedrungen und haben in natürliche Prozesse eingegriffen, haben das tierische Leben nicht respektiert und geschützt, sondern uns überall das geholt, was wir wollten. So, und jetzt bekommen wir mal was davon zurück. Einen Virus, der fast macht, was er will, er holt sich in allen Bereichen des Körpers was, bisschen Lunge, bisschen Herz, Gehirn, Nerven, Ausdauer. Mal mehr, mal weniger, mal alles. Unberechenbar, so wie wir.
Corina, die Rächerin der Erde.

Ich hab keine Lust mehr, zu klagen. Das bringt es nicht, sondern nur schlechte Laune. Und noch schlimmer: Es kostet wertvolle Energie, die ich für meine Heilung brauche und die wirklich wichtigen Dinge. Lasst uns alle das Beste aus der Situation machen und das kann man immer.

Ich finde, das ist jetzt eine echt gute Chance, Demut zu üben. Halte ich für eine sträflich unterschätzte Sache. Ja, warum nicht von dem Virus lernen, von unserem Feind sozusagen.
Ich habe den Feind in mir. Ich will ihn zum Freund machen.